Wie konntest du nur - Eine wahre Geschichte

Wie konntest du nur - Eine wahre Geschichte

Beitragvon DieHappy » Sa 5. Feb 2011, 14:03

Als ich noch ein Kätzchen war, unterhielt ich dich mit meinem Herumtollen und brachte dich zum Lachen.
Du nanntest mich “dein Baby”, und, obwohl ich einige Nippes “killte” wurde ich deine beste Freundin.
Wann immer ich etwas “anstellte”, hobst du mahnend den Zeigefinger und sagtest: “Wie konntest du!?”, aber schon warst du wieder so zärtlich und hast mich eng an dich gedrückt.
Als du im Studium so viel lernen musstest, hattest du natürlich wenig Zeit für mich.
Aber ich verstand das immer, und spielte mit meinen Bällchen.

Ich erinnere mich an alle die Nächte, in denen ich mich in deinem Bett ganz eng an dich schmiegte,
und das Leben vollkommen schien. Du tolltest dann auch wieder mit mir herum, und wir genossen die gemeinsam auf dem Balkon.
Von deinem Frühstück gab´s für mich immer was vom Schinken, “aber nicht zuviel,
das ist für Katzen ungesund!” Und ich schlief solange, bis du von der Arbeit nach Hause kamst.

Nach und nach verbrachtest du immer mehr Zeit auf der Arbeit als mit mir, um “Karriere” zu machen.

Dann warst du so viel weg, um einen Menschenpartner kennen zu lernen. Ich wartete immer geduldig auf dich, tröstete dich bei jedem Liebeskummer, tapste mit meinen Pfoten deine Tränen vom Gesicht,und freute mich, als du endlich “deinen” Partner fandest. Zwar keinen Katzenfreund, aber ich respektierte deine Wahl.

Ich war glücklich, weil du glücklich warst! Dann kamen nacheinander deine Kinder zur Welt. Ich teilte die Aufregung mit dir.
Ich war von den süßen Kindchen so fasziniert, dass ich sie mit bemuttern wollte. Aber du und dein Partner dachten nur daran, dass ich den Kindern schaden, sie gar verletzen könne. Deshalb wurde ich auch noch aus dem großen schönen Raum ausgesperrt.
In dein Bett durfte ich schon lange nicht mehr.

Ich liebte die Kinder, und wurde “Gefangene der Liebe”. Sie fingen an zu wachsen, und ich wurde ihre Freundin.
Sie zerrten an meinen Ohren, meinem Fell, meinem Schwanz, hielten sich auf wackligen Beinchen beim Laufen lernen an mir fest.
Sie erforschten meine empfindliche Nase mit unbeholfenen Fingerchen, und ich hielt bei all dem geduldig still.

Ich liebte alles an den Kindern, besonders ihre Berührungen, weil deine so selten wurden.
Ich war bereit, die Kinder notfalls mit meinem Leben zu verteidigen. Ich war bereit, in ihre Bettchen zu schlüpfen, um ihre Sorgen und Träume anzuhören. Und zusammen mit ihnen erwartungsvoll auf das Motorengeräusch deines Autos zu hören, wenn du in unsere Auffahrt einbogst.

Vor langer Zeit, als man dich fragte, ob du ein Haustier hättest, zogst du aus deiner ein Foto von mir und erzähltest so liebevoll von mir.

Die letzten Jahre gabst du nur noch ein knappes “Ja” zur Antwort und wechseltest dann das Thema. Ich war früher “deine Samtpfote” und bin heute “nur eine Katze”.
Dann hattet ihr eine neue Karrieregelegenheit in einer anderen Stadt.
Du und deine Familie zogen in eine Wohnung, in der Haustiere nicht erlaubt waren.
Ein Mann hat euch das extra noch gesagt, und ihr habt ohne zu Zögern unterschrieben. Beide.
Du hattest für dich und deine Familie eine Entscheidung zu finden, die richtig war. Obwohl einmal ich deine Familie war.

Die Autofahrt machte Spaß, weil auch die Kinder mitfuhren.
Als ich merkte, wo wir angekommen waren, war der Spaß zu Ende. Es roch nach Hunden und nach meinen Artgenossen, nach Angst, Desinfektionsmitteln und Hoffnungslosigkeit. Du fülltest Papiere aus und sagtest, das du wissen würdest, dass man ein gutes Heim für mich finden würde.

Die beiden Damen hinter dem Schreibtisch zuckten mit den Achseln und betrachteten dich merkwürdig. Sie verstanden die Wirklichkeit, der eine Katze über die fünfzehn gegenüberstand.
Du hattest die Finger deiner jüngsten Tochter aus meinem Fell lösen müssen, während sie weinte und schrie “Nein, nein nehmt mir meine liebe Katze nicht weg!”

Ich wunderte mich noch, wie du ihr ausgerechnet in diesem Moment etwas von Freundschaft, Verantwortung und Loyalität vermitteln wolltest.
Zum Abschied tipptest du leicht auf meinen Kopf, vermiedest dabei tunlichst, mir in die Augen zu sehen, und lehntest es höflich ab, meine offen daneben stehende Transportbox wieder mitzunehmen.
Du hattest einen wichtigen Termin einzuhalten, nun habe ich auch einen.

Kurz nachdem du weg warst, sagte eine der netten Damen, du hättest mit Sicherheit schon Monate vorher vom Umzug gewusst, und somit wäre Zeit gewesen, einen “guten Platz” für mich zu finden.
Sie schüttelten bedrückt den Kopf und fragten leise: “Wie konntest du?”

Die Damen widmeten sich uns, wann immer es ihre Zeit zuließ. Wir bekamen gute und reichliche Mahlzeiten, aber ich verlor meinen Appetit schon vor vielen Tagen. Anfangs hoffte ich unentwegt, dass du zurück kämest, und mich hier rausholen würdest.
Dass alles nur ein böser Traum gewesen wäre und ich aufwachen würde - bei dir zu Hause.
Aber du kamst nie. Und dann, wann immer jemand an “meinem” Vermittlungszimmer vorbei ging,
presste ich bittend meine Pfoten durch jeden möglichen Spalt. Gab es niemanden, der mich mochte?
Niemanden, dem ich all meine Liebe, Dankbarkeit und zärtliche Treue schenken durfte?

Die Wahrheit war, dass ich es nicht mit den süßen kleinen knuddeligen Katzenkindern aufnehmen konnte. Unbeachtet, von allen übersehen und vergessen, zog ich mich in eine Ecke zurück, stand nicht mehr auf.
Eines Tages, am Nachmittag, hörte ich Schritte. Man hob mich auf, trug mich über einen langen Korridor, der in einen Raum mündete.
Es war ein seliger, ruhiger Raum. Die Frau legte mich auf den Tisch, streichelte behutsam über meinen Kopf und erklärte mir, dass ich mich nicht sorgen solle.

Mein Herz schlug voller Erwartung auf das, was nun kommen sollte. Gleichzeitig hatte ich ein Gefühl des Loslösens. Mir, der Gefangenen der Liebe, gingen die Tage aus.
Ich war mehr um die nette Frau besorgt als um mich selbst. Ich erkannte, dass sie an einer Last tragen müsse, die Tonnen wog.
Sie band leicht etwas um meine Vorderpfote, während eine Träne ihre Wange hinunter kullerte.
Ich schob meinen Kopf in ihre Hand, so wie ich es immer bei dir getan hatte, um dir meine Liebe zu zeigen.
Ich spürte einen leichten Einstich und eine kühle Flüssigkeit, die in mich hineinfloss.
Ich streckte mich schläfrig aus, schaute dabei in die freundlichen Augen der Frau und murmelte:” Wie konntest du?”

Möglicherweise verstand sie mein leises Miauen, denn sie sagte:” Es tut mir leid!”
Sie umarmte mich hastig und erklärte, dass es ihr Job sei, mir einen besseren Platz zu verschaffen, wo ich nicht missbraucht, ignoriert und verlassen sein würde.
Einen Platz, an dem ich mich nicht verkriechen müsse, einen Platz der Liebe und des Lichts, der so anders sei als auf Erden.
Mit meinem letzten Funken Energie öffnete ich weit meine Augen und sah sie unverwandt an, versuchte ihr so zu sagen, dass mein “wie konntest du” nicht an sie gerichtet war.

Ich dachte an dich, du mein geliebter Mensch.
Ich werde immer an dich denken und auf dich warten.
Mein letzter Atemzug ist mein Wunsch, dass dir in deinem Leben immer diese Loyalität wiederfährt.
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Autor: Jim Willis - Seine Bemerkung zu dieser Geschichte:

Wenn “Wie konntest du” Tränen in Ihre Augen trieb, dann erging es Ihnen genauso wie mir, als ich dies schrieb.
Jedermann ist es erlaubt, diese Geschichte weiterzugeben, solange es einem nicht kommerziellen Zweck dient.
Erklären Sie der Öffentlichkeit, dass die Entscheidung, ein Haustier aufzunehmen, in eine Familie zu integrieren,
eine wichtige für das Leben ist, dass Tiere unsere Liebe und unseren Respekt verdienen.
Eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung ist es, dass das Wort "Tierschutz" überhaupt geschaffen werden musste
(Theodor Heuss)
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Re: Wie konntest du nur - Eine wahre Geschichte

Beitragvon Merle » Sa 5. Feb 2011, 19:12

Ok ich bin wirklich nicht nah am Wasser gebaut aber ich hatte Tränen in den Augen als ich das gelesen habe.
Diese Geschichte ist so eindrucksvoll geschrieben und zeigt leider wie es manchmal wirklich ist...
Merle
 
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Re: Wie konntest du nur - Eine wahre Geschichte

Beitragvon catwomen » So 6. Feb 2011, 05:11

hallo !
auch heute noch migräne vom feinsten ,aber ich habs gelesen.
und heule ,aber so ist sie die wirklichkeit.
und es wiederholt sich tag für tag.
was ist aus unserer welt geworden ,aus uns menschen.
wenn ich nochmal auf die welt kommen dürfte in dieser zeit ,ich würds mir überlegen.
so viel gutes tun und helfen,wie man müßte ,kann man gar nicht.
ich heul jedes mal wenn ich die werbung seh spenden sie für die letzten tiger,die letzten.
er bricht mir das herz diese herlichen tiere zu sehen und zu wissen ,sie kämpfen ums überleben.ich möchte es nicht mehr mit erleben ,wenn es sie mal nicht mehr gibt,und genauso weine ich bei dieser geschichte,sie gibt das wieder,was die tiere für die meisten menschen sind.
JULIA
"sonnige,leuchtende Tage,nicht weinen,das sie vergangen,lächeln,weil sie gewesen.
in gedanken an meine sternenkinder im regenbogenland.
ihr seid immer in meinen gedanken und im meinem herzen.
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Re: Wie konntest du nur - Eine wahre Geschichte

Beitragvon miezenmama » Mo 7. Feb 2011, 14:54

Hallo,

ach du Schande....ich hab die Geschichte grad gelesen und bin in der Arbeit....
muss mich unheimlich zusammen reissen um nicht loszuheulen...ist das traurig... :cry:
aber leider leider wahr.

Traurige Grüße

Elke
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Re: Wie konntest du nur - Eine wahre Geschichte

Beitragvon DieHappy » Mo 7. Feb 2011, 21:41

Ich habe gerade unsere kleine Hooki auf dem Arm und ihr Kopf und die Pfoten sind über meiner Schulter gelegt. Sie schnurrt ganz laut und sie fühlt sich wohl. Dann lese ich zum x ten mal diese Geschichte und habe zum x ten mal Pipi in den Augen, weil es für mich auch immer wieder unbegreiflich ist, warum Menschen so herzlos sein können
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Re: Wie konntest du nur - Eine wahre Geschichte

Beitragvon Sofatiger » Di 8. Feb 2011, 10:07

Hallo Leute,

also ich bin ja eigentlich echt nicht so nah am Wasser gebaut, aber als ich eben diese Geschichte gelesen habe, hätte ich am liebsten angefangen zu heulen.
Es ist schon mehr als traurig, dass so etwas bei uns noch immer Realität ist.

Niedergeschlagene Grüße
Siggi
In liebevoller Erinnerung an meine Freunde im Regenbogenland. Ich werde euch nie vergessen.

"Katzen wurden in die Welt gesetzt, um das Dogma zu widerlegen, alle Dinge seien geschaffen, um dem Menschen zu dienen." P. Gray
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Re: Wie konntest du nur - Eine wahre Geschichte

Beitragvon Lilli78 » Mi 9. Feb 2011, 22:01

Diese Geschichte ist sehr ergreifend. Es zeigt sich immer wieder: Homo sapiens ist eine fiese, egoistische Spezies und furchtbar dumm. Er rühmt sich seines Intellekts, und, obwohl er ihn bei anderen Wesen abstreitet, maßt er es sich an, ihnen seine Vorstellungen von Richtig und Falsch gedankenlos aufzuoktruieren. Empathie wird bei ihm sehr klein geschrieben oder ist ganz abtrainiert.
"Könnte man den Menschen mit der Katze kreuzen, wäre dies rundum vorteilhaft für den Menschen, aber sehr nachteilig für die Katze."
Mark Twain

"Wer mag glauben, dass hinter diesen leuchtenden Augen keine Seele sei?"
Théophile Gautier
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Re: Wie konntest du nur - Eine wahre Geschichte

Beitragvon Greenhoney » Do 10. Feb 2011, 13:52

Oh Gott wie traurig :cry: :cry:
Ich bin selbst gerade Mutter geworden - aber unsere beiden Katzen sind auch wie zwei Kinder für uns. Ich kann sowas nicht verstehen - habe sowas aber leider auch schon in diversen Schwangerschaftsforen gelesen. Da wollten einige auch ihre Katze abgeben - weil sie dem Kind schaden würde... HALLO???? Gehts noch?????
Sollte man sich nicht Gedanken machen bevor man sich so ein Tier anschafft????? Es gibt schließlich genügend Vermieter, die kein Problem damit haben, wenn der Mieter Tiere hat... aber so sind manche Menschen eben - LEIDER :x :x
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