Hallo,
nachdem wir im April 2009 unser über alles geliebtes Tier verloren haben und dies ein großes Loch in uns hinterlassen hat, haben wir dann trotz allem wieder zwei Tiere bei uns aufgenommen. Es handelt sich um Tiere aus dem Tierheim, die zum Zeitpunkt der Aufnahme bei uns 1 Jahr alt waren. Die Herkunft war sehr merkwürdig, sie sollten in einer Garage geboren worden sein und die menschliche Hand erst spät kennengelernt haben. Uns hat es gewundert, dass sie 6 Monate im Tierheim waren und sie niemand haben wollte.
Die ersten Monate waren unglaublich schwierig mit den beiden. Sie hatten Angst vor allem, was wir in der Wohnung hatten, Fernseher, GEschirrspüler, Kühlschrank, einfach alles. Sie lebten die ersten Tage nur unter dem Bett und hören auf die Namen Helen und Holly. Sie sind beide keine richtigen Schmusekatzen, obwohl die Schwarze, Holly, sich schon geöffnet hat uns gegenüber. Wenn sie möchte, springt sie auch mal auf die Couch und lässt sich kraulen und schmust. Mittlerweile glauben wir, dass die beiden die menschliche Hand besser kennengelernt haben, als ihnen lieb sein konnte und auch, dass sie jemand schon mal zuhause hatte und wieder abgegeben hat. Auch heute, ein knappes Jahr nachdem sie zu uns kamen, dürfen wir nicht mit angezogener Jacke auf sie zugehen oder gar in ihrer Nähe eine Fliege erledigen, dann zittern sie vor Angst. Wir haben uns auch im Sinne unserer verstorbenen Jacky bewusst gegen und für Tierheim-Katzen entschieden.
Am vergangenen Samstag ist uns etwas ganz schreckliches passiert: In einem Moment der Unachtsamkeit muss die Schwarze, unsere Holly, das rote Schnürband eines gelben Sacks für Plastik aufgefressen haben. Normalerweise kann man die Bänder ganz leicht abziehen, ich wollte den Sack auch in die Garage bringen und habe dann aber erst andere Dinge gemacht, weswegen sie genug Zeit hatte. Ich mache mir die schwersten Vorwürfe deswegen. Ich habe sie nicht beim Verschlucken gesehen, allerdings kaute sie am Sack rum, als ich sie entdeckte und das rote Band war bei ca. 5cm abgekaut/abgebissen, was normalerweise nicht sein kann. Wir haben die ganze Wohnung abgesucht, auch im Müll und im Plastik selbst, aber ich habe es nicht abgezogen. Es hätte auch gar nicht bei 5cm reißen können beim Abziehen. Somit hat sie über 90cm gefressen und wir fragen uns, in welcher Zeit sie das getan hat.
Ich habe 10 MInuten später zig Tierkliniken und Ärzte angerufen, die Aussagen gingen von sofort alles aufschneiden bis abwarten, ob es vielleicht rauskommt. Wir haben sie auf Anraten unseres Stamm-TA aus einer richtigen Tierklinik versucht zum Erbrechen zu bringen mit diversen Mittelchen, aber außer Magenschmerzen passierte nix. Sie ist topfit, munter, frisst, spielt und verhält sich normal. Am Montag wurde uns dann aber die Sache zu heiß und wir wollten zum Arzt mit ihr, da zeigte sich, wie schwierig es ist, sie einzufangen. Wir haben 20 MInuten gebraucht, nur im Schlafzimmer. Hochnehmen kann man sie nicht, sie hat gebissen, gefaucht, gekratzt, gespuckt, geknurrt. Es war ein übler Kampf. Was dann in der Klinik passierte, haben wir im ganzen Leben noch nicht gesehen, sowas kannten wir auch nicht. Die konnten sie zu dritt kaum bändigen und auch nicht ohne Lederhandschuhe anfassen. Sie tobte und wütete dort, hat die ganze Praxis vollgeschissen und vollgepisst, hat gespuckt und gebrüllt, als wollte man sie umbringen. Da sie an dem Tag schon einiges gefressen hatte, mussten wir sie dort lassen. Gestern hat die Klinik angerufen, eine Kontrast-Passage ist unmöglich, weil die es auch mit mehreren Leuten nicht schaffen, ihr das Kontrast-Mittel einzugeben und die befanden sich an einem Punkt, wo es nicht mehr ging. Unter einer leichten Narkose wurde sie zumindest ein normales Röntgenbild gemacht, der Magen war in Ordnung, der Darm war leicht aufgegast und auch die Darmschleimhäute schienen ein wenig gereizt gewesen zu sein. Holly hat allerdings von Anfang an sowieso einen Stressdarm und es ist nicht ganz klar, ob es vom Band kommt.
Sie bekommt jetzt Antibiotika (2 x täglich eine Viertel Amoxiclav) und wir sollen sie am Freitagmorgen nüchtern hinbringen, damit sie schauen, ob das noch mehr aufgegast ist bzw. Hinweise auf das Band gibt oder nicht. NIemand glaubt mehr, dass es heute am Tag 4 noch auf natürlichem Wege hinten rauskommen kann. Ich habe sie das nicht schlucken sehen und will nicht einfach ihren ganzen Darm aufschneiden lassen, aber wir wollen dieses kleine Tier nicht verlieren. Seit Tagen schlafen wir auf der Couch, um sie nachts bemerken zu können, falls der Darm sich verschließt und sie anfängt zu spucken. Tagsüber kommt jemand zum Schauen und wir wissen einfach nicht mehr weiter, wissen nicht, wie wir ihr helfen sollen und was wir tun. Wir haben das Gefühl, dass wir seit Samstag schon alles falsch gemacht haben und immer mehr falsch machen. Ich bin zerfressen von Selbstvorwürfen, aber so gerne ich auch wollte, ich kann die Zeit nicht zurückdrehen. Am Sonntag haben wir ihr mal testweise einen gelben Sack hingelegt, es dauert keine 20 Sekunden, bis sie ankommt und anfängt dran zu kauen, ihre Schwester macht einen großen Bogen um das Band und interessiert sich auch nach mehreren Versuchen überhaupt nicht dafür.
Ein Klinikarzt sagte, solange es ihr gut geht, sollen wir auf klinische Symptome warten, auf Abgeschlagenheit, auf den Verschluss, bis es oben wieder rauskommt, die andere Klinik sagt, dass es schlecht und von den Prognosen her deutlich ungünstiger wäre, auf den Verschluss zu warten. Die Ärzte dort haben mit dem Professor gesprochen, zwischen dem 03. und 05. Tag treten bei solchen Fremdkörpern wohl die meisten Probleme auf und der Professor will sie Freitagmorgen sehen, weil Samstag niemand operieren könnte und die verständlicherweise nicht bis Montag warten wollen. WIr wissen weder ein, noch aus und können nicht klar denken, was wir tun sollen. Wir haben eine Tranqualizer-Tablette mitbekommen, die sie träge, müde und leichter einzufangen machen soll, sträuben uns aber sehr dagegen, das dem Tier zu geben. Auf der anderen Seite wird das Einfangen wieder eine Katastrophe werden, auch in einem einzigen Raum und dann hat sie schon Freitagmorgen einen ganz schlimmen Stress. Wenn wir das mit Tablette machen, sollen wir sie morgenabend schon bringen, damit das Medikament am Freitag abgebaut ist und es keine schlimmen Wechselwirkungen mit dem Narkosemittel gibt.
Lt. Aussage der Ärzte gab es auch schon Tiere, wo ein Fremdkörper monatelang problemlos im Darm war, bevor es zu einem Verschluss kam, aber ich weiss nicht, ob wir das ernsthaft risikieren sollten, ohne dass der Darm dann so stark geschädigt wird, dass sie nicht mehr weiterleben kann. Wir sind beide berufstätig und werden sie nicht monatelang permanent überwachen können.
Ich bitte um vielmals um Entschuldigung, dass ich soviel geschrieben habe, aber das lässt sich nicht alles in 2-3 Sätzen schreiben.
Was sollen wir nur tun ? Haben wir alles falsch gemacht oder ist sie dem Tod geweiht ?
Vielen Dank im Voraus an Euch alle.