Wie nehme ich meinem Kater die Angst vor fahrenden Autos?

Wie nehme ich meinem Kater die Angst vor fahrenden Autos?

Beitragvon Christiane » Di 26. Apr 2011, 16:01

Hallo,

mein Kater Swirek (poln. wird Schwirek gesprochen und bedeutet so viel wie "Verrückter") ist ein kleines Energiebündel und von daher für die reine Wohnungshaltung gar nicht geeignet. Anfangs habe ich ihn an der Leine rausgeführt, damit er die Umgebung kennenlernt und später war er Freigänger.
Doch leider ist er im März letzten Jahres von einem Hund angefallen worden, der ihm den linken Hinterlauf so zerbissen hat, dass das bis auf den Knochen ging. Es waren deutliche Bissspuren zu sehen, also besteht kein Zweifel, dass ein größeres Tier ihn attackiert hat. Der rechte Hinterlauf hatte einen offenen Bruch und ist steif geblieben. Außerdem hat er an diesem Bein kahle Stellen zurückbehalten, da die obere Hautschicht großflächig abgestorben war. Es war ein harter, monatelanger Kampf, sein Bein zu retten, denn lange hat die Durchblutung nicht richtig funktioniert und auch die Nervenenden waren geschädigt. Der Bruch und die Bisswunden waren schnell verheilt, doch die gestörte Durchblutung und die geschädigten Nerven haben dazu geführt, dass mein kleiner Liebling sein Bein wie besessen geleckt und gebissen hat. Fast ein Jahr, verschiedene Ärzte, Therapien und eine Unmenge Geld hat es gekostet, doch jetzt ist er (fast) wieder der alte, quicklebendige, kleine Draufgänger.
Mit dem Frühling erwachte dann auch bei ihm wieder die Lust darauf, draußen herumzutollen. Aber mit dem steifen Bein und dessen kahlen Stellen, will ich ihn nicht mehr frei draußen herumlaufen lassen. Das Risiko ist mir denn doch zu groß. Mein derzeitiger Tierarzt hat mir ebenfalls davon abgeraten. Aber Swirek ist nun mal kein Wohnungskater und wird es auch nie werden. Ich habe also wieder seine Leine herausgesucht und würde ihn gerne ans Spazierengehen gewöhnen. Ganz in der Nähe von mir gibt es einen kleinen Park. Um dorthin zu kommen, muss man aber eine etwas stärker befahrene Straße überqueren. Noch kennt er den Park nicht, weiß also noch nichts von dem Spaß, der da auf ihn wartet, denn er hat panische Angst vor fahrenden Autos. Früher war das nicht so, daher nehme ich an, dass es ein Autounfall war, wodurch er sich das Bein gebrochen hat. Ein bisschen hat er sich schon beruhigt, denn zumindestens Autos, die in einiger Entfernung fahren, erschrecken ihn nicht mehr so sehr, nur die, die direkt an uns vorüberfahren. Da er nicht verfressen ist, hilft es auch nicht, ihn mit Leckerlies locken zu wollen, und solange keine Fliege oder Taube in der Nähe ist, lässt er sich auch nicht von mir ablenken.
Ich habe mir jetzt überlegt, ob es sinnvoll ist, meinen Kater auf den Arm zu nehmen oder im Transporter und dann in den Park zu gehen, damit er mit dem Rausgehen Spaß verbindet und nicht Angst. Vielleicht hat er dann mehr Motivation, sich an die Straße zu gewöhnen. Was meint ihr dazu? Hilfreiche Idee oder total kontraproduktiv? Ich bin für jede Idee, wie ich meinem süßen Fliegenfänger die Angst nehmen kann dankbar.

Christiane
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Re: Wie nehme ich meinem Kater die Angst vor fahrenden Autos?

Beitragvon Katzenbär » Di 26. Apr 2011, 20:37

Hallo Christiane!
Habe mir grad mal Deinen Brief durchgelesen.
Also, ich muss sagen "Gott sei Dank" hat er Angst vor Autos. Denn, wenn der kleine Schwirek keine Angst hätte, das wäre ja fürchterlich. Dann würde er leichtsinnig über den Fahrdamm laufen und evtl. auch noch mitten drauf sitzen bleiben. Eine Möglichkeit wäre der Katzenkorb. Habt ihr einen Balkon?
Wie sieht es aus mit Katzennetze vor den Fenstern und dann die Fenster auflassen? Katzengras und Katzenminze gepflanzt davor. Am Fenster den Kratzbaum stellen, so dass der Kleine alles draußen beobachten kann. Es war bestimmt ein Auto mit seinem Bein und das hat ihn traumatisiert.
Mein ehem. Kater, der mir zugelaufen war, wurde ausgesetzt von einer Trauergesellschaft, denn er hatte Angst vor schwarzer Kleidung und schwarzen Autos (so denke ich). Er muss wohl ein Überbleibsel gewesen sein. Tiere vergessen nie.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und alles Gute für den kleinen "verrückten" Pechvogel, LG Marla :!:
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Re: Wie nehme ich meinem Kater die Angst vor fahrenden Autos?

Beitragvon Christiane » Mi 27. Apr 2011, 10:03

Hallo Marla und auch an alle anderen,
ich würde gerne noch etwas klarstellen, denn vielleicht habe ich das nicht so deutlich ausgedrückt. Es geht mir gar nicht darum, dass Swirek Autos als potenzielles "Spielzeug" betrachtet - Gott bewahre. Er soll nur von totaler Panik auf gesunden Respekt gebracht werden. Denn unglücklicherweise wird er sich für immer :!: vom Leben eines frei streunenden Freigängers verabschieden müssen :( Da der Kleine aber nun mal leider gar nicht für die reine Wohnungshaltung geeignet ist und er definitiv raus will, möchte ich ihm diese Möglichkeit in einem für mich kontrollierbaren Rahmen bieten. Er soll ja schließlich kein unglücklicher, sondern ein rundum zufriedener Kater sein. Daher möchte ich ihn daran gewöhnen, mit mir zusammen kleine Spaziergänge an der Leine zu machen. Die Leine und das Geschirr sind kein Problem, die akzeptiert er. Nur der Teil mit dem "Spaziergang" der macht noch Probleme. Die Frage ist jetzt, wie wäre die beste Strategie, die seine Panik nicht vertieft, sondern hilft, sie soweit zu beseitigen, dass ihn der kurze Weg zum Park und zurück nicht in Angst und Schrecken versetzt und er deswegen keinen einzigen Schritt tut.
Mein Katerchen ist vom Charakter her ein etwas, sagen wir mal, extremer kleiner Kerl. Einerseits ist er DER Schmusekater schlechthin :D Er liebt seine Schmusestunden am Abend, wenn er es sich auf meinem Schoß gemütlich macht oder sich in meinen Arm kuschelt, damit ich ihm den Bauch kraule. Dann schnurrt er zufrieden vor sich hin. Doch die wenige Möglichkeit, sich in der Wohnung auszupowern, trotz hohem Kratzbaum (auf dem er auch gerne rumtobt), führt dazu, dass sich seine überschüssige Energie aufstaut. Auch Versuche meinerseits, mit ihm zu spielen führen meist nur dazu, dass ich den Entertainer mache und er dasitzt und zuschaut, aber nichts tut. Habe ich dann keine Lust mehr, beginnt er wieder unruhig zu sein. Wenn er nämlich wieder mal total unausgeglichen ist, dann macht er all die Dinge, von denen er genau weiß, dass sie verboten sind. In solchen Momenten drehe ich mich dann im Teufelskreis, nur Swirek ist damit gar nicht gedient.
Seit es endlich Frühling geworden ist, hat er sich in den Kopf gesetzt rausgehen zu wollen. Swirek kann mitunter penetrant stur sein, wenn er etwas partout nicht will bzw. unbedingt haben möchte. Das kann sehr anstrengend sein, aber eigentlich will ich ihn gar nicht anders haben. Denn als er vor einem Jahr mit Fieber, gebrochenem Bein und vermutlich Schmerzen nur auf meinem Bett lag oder in einem kleinen Karton, ich ihm alle 30 Min. das gebrochene, eiskalte Bein massieren musste, damit die Durchblutung wieder in Gang kommt, da war ich ebenfalls sehr unglücklich und vermisste meinen verrückten, sich immer neuen Unsinn ausdenkenden, quicklebendigen Schmusetiger, der auch so gerne ein kleiner Kampftiger für Wohnzimmer ist.
Um es noch einmal auf den Punkt zu bringen: Frei herumstreunen ist nicht mehr. Wenn er raus will, dann ausschließlich an der Leine. Klar ist er kein Hund, aber er hat leider keine andere Wahl.
Liebe Grüße und vielen Dank für alle Tipps und Ideen :)
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Re: Wie nehme ich meinem Kater die Angst vor fahrenden Autos?

Beitragvon DieHappy » Mi 27. Apr 2011, 13:19

Hast du die Möglichkeit an einem "ruhigeren" Ort ihn für´s erste an ein stehendes Auto heran zu führen ?! Lass ihn schnuppern, begutachten und gib ihm viel Zeit. Dann würde ich einen Schritt weiter gehen und das Auto nur anlassen, so dass er das Geräusch verinnerlichen kann.
Naja und in kleinen Schritten immer so weiter.
Jetzt bin ich drin ja auch kein Experte, aber so würde ich es mit meinem Tier machen.
Eine andere Möglichkeit seh ich sonst nicht so wirklich.

LG,
Beate
Eine der blamabelsten Angelegenheiten der menschlichen Entwicklung ist es, dass das Wort "Tierschutz" überhaupt geschaffen werden musste
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Re: Wie nehme ich meinem Kater die Angst vor fahrenden Autos?

Beitragvon Christiane » Mo 27. Jun 2011, 17:04

Hallo zusammen und an alle die es interessiert :)
Ich habe mich letztlich für den Weg der kleinen Schritte entschieden. Inzwischen hat sich Swirek an den Verkehr draußen - sei es nun Autos, Spaziergänger oder Radfahrer - weitestgehend gewöhnt. Noch waren wir nicht im Park, was ja das große Ziel ist, aber den Weg rund ums Haus in den Hinterhof (der ist nicht nur durch den Hintereingang, sondern auch über eine Zufahrt zu erreichen) mit einer kleinen Rasenfläche, den macht er ganz gut. Im Augenblick versuche ich immer, mit ihm auch die anderen kleinen Straßen entlang zu gehen. An manchen Tagen macht er das ganz gut, an anderen weigerter sich strikt. Es gab auch mal zwei, drei Tage, an denen er gar keine Lust hatte rauszugehen oder an denen er zwar raus wollte, aber partout nicht an der Leine. Aber ohne Leine geht's ja leider nicht mehr. Irgendwo, in einem anderen Beitrag hier im Forum habe ich gelesen, dass man komisch angesehen wird, wenn man mit einer angeleinten Katze auf der Straße spazieren geht. Ich kann das nicht so ganz bestätigen. Zugegeben, man fällt auf. Aber in meiner Gegend werde ich öfter angesprochen, wie toll mein Kater an der Leine läuft und manche wollten wissen, wie ich ihm das beigebracht habe. Also eher positive Resonanz.

Alles in allem bin ich mit Swirek schon einen großen Schritt vorangekommen. Auch ist er durch den zugegeben eingeschränkten Freilauf zufriedener und ausgeglichener geworden. Und den Rest wird die Zeit bringen :)

Liebe Grüße und besten Dank nochmal für Euren Rat.
Christiane
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Re: Wie nehme ich meinem Kater die Angst vor fahrenden Autos?

Beitragvon Katzenbär » Mo 27. Jun 2011, 18:27

Hallo Christiane, ich freu mich für Dich und auch für Schwirek.
So hat er doch wenigsten ein wenig Freiheit. Vielleicht gibt es mal ein Foto mit Kater an der Leine?
Ich würde auch gern meine Samira an die Leine nehmen können, damit ich mit ihr in den Garten fahren kann - aber das wird wohl Utopie bleiben.
Alles Gute weiterhin und liebe Grüße Marla
"Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran messen, wie sie die Tiere behandelt." Mahatma Gandhi
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